mipoohji:
Ich beginne mal mit einem Zitat aus Wikipedia über den Herrn Watzlawick:
"Besonders bekannt wurde folgendes Beispiel aus der Anleitung zum Unglücklichsein. Darin beschreibt Watzlawick einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: „Na, also! Sehen Sie?“ Damit wollte Watzlawick zeigen, dass der konsequente Versuch, ein Problem zu vermeiden – hier: die Konfrontation mit Elefanten – es in Wirklichkeit verewigt."
Im Zusammenhang mit einer Beschreibung seiner Kommunikationstheorie nachzulesen hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Watzlawick

Warum das in einem Zenforum, wo doch alle wissen, dass es keine Elefanten hier gibt?

Nun wir haben einen. Einen unerbittlichen Relativierungselefanten, der sich zB so zeigt, dass Kacke am Stock auch eine Blume sei und so vermieden werden kann, sich zB in Buddha oder einen Lehrer zu verlieben. Oder überhaupt sich zu sehr mit Wertschätzung zu beschäftigen, denn da ja alles vergänglich ist, auch das Objekt der Wertschätzung, lohnt sich das ja nicht...

Mit der Sorge um die Vergänglichkeit wird also in die Hände geklatscht um den Elefanten Wertschätzung zu vertreiben. Man will eben nicht das Risiko eingehen, sie verlieren zu müssen und vermeidet sie lieber gleich ganz.

Eigentlich war ich wegen eines ganz anderen Themas beim Watzlawick gelandet, aber dann fand ich diesen Aspekt von Beziehung so spannend, dass ich ihn mal vortragen wollte.

Für mich hat Zen einen emotionalen Aspekt. Ohne die Wertschätzung für mein Leben, meinen Atem, mein "einfach nur dasein" zu finden, wäre Zazen unvollständig. Natürlich bin ich nicht dumm genug, ein Pferd von hinten aufzuzäumen. Ich gehe also nicht mit sentimentalen oder romantischen Ideen in eine Sitzposition, aber ich wundere mich auch nicht, wenn ich statt Schmerzen in den Knien ein Wohlbefinden vorfinde während ich gerade so schön loslasse.

Die harten Burschen, die Japse, werden ja oft genug wegen ihrer Selbsthärte bewundert. So fast nach dem Motto, "wenn´s nicht ordentlich wehtut ist´s noch kein Zazen" (vielleicht meist nicht ganz so krass, aber tendentiell habe ich sowas zu oft gehört). Aber glaubt jemand ernsthaft, dass Leiderzeugung (Knieschmerzen) zur Befreiung von Leiden führen soll? Wenn´s also wehtut, dann nicht um zu leiden und sich seine Härte zu beweisen, sondern weil die Knie einfach noch nicht genug gelernt haben, diesen Sitz in dieser Form mitzumachen.

Also bloß nicht genießen, das Zazen... (das war nun Ironie für diejenigen, die noch nicht verstanden haben, was ich sagen möchte).
Ich habe nie um den Kyosaku gebeten damit mir jemand Schmerzen zufügt. Und, glaubt es oder nicht, das Ding tut überhaupt nicht weh! Im Gegenteil, es ist herrlich entspannend, dieses Klatschen, das die Stille durchdringt zu hören, zu erleben, dass sich jemand mir ganz direkt für einen Moment widmet, während ich gleich wieder völlig in Mu versinken werde, diese Reaktion der Schulter, deren Verspannung mir gar nicht mehr bewusst war und wie sie nun erträglicher wurde durch den dort wahrgenommenen Schlag mit einem flachen, fast weichen Gegenstand...
Das ist genießbar, wird dankbar gegeben und genommen und hat nichts mit Knüppeleien von KZ-Aufsehern gemein.

Ich finde, den Zennies sollte viel häufiger gesagt werden, dass ihr Zazen auch Sinn macht, dass es genießbar ist, dass es schön ist, ganz bei sich zu sein, sich von den Lasten des Alltags befreien zu dürfen ohne die Wirklichkeit fliehen zu müssen. Ganz und gar anwesend und doch viel weniger geknechtet (von sollen und müssen) als im Alltag. Schon auch ohne Pizza und Kartoffelchips, weil sie gerade völlig unnötig wären, aber doch nicht um dem Leben zu entfliehen, sondern um sich direkt hineinzubegeben.

Ich wünsche Euch, den Glanz des Tathagata zu geniessen und nicht darüber nachzudenken, ob denn Kacke am Stock nun auch ´ne Blume sei...
Es ist nichts anderes als der Glanz Eurer eigenen Herzen/Seele, der aus dem Inneren heraus scheint.
Das darf man auch ruhig denken und wissen, selbst auf die "Gefahr" hin, das Leben zu lieben und dankbar zu werden...

Gruß
mipooh
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