Gründer des spirituellen Zentrums StadtRaum Köln
über seinen Weg als Zen-Buddhist und seine Erfahrungen im Umgang mit Zen im Westen: "In seiner Philosophie hat der Buddhismus immer eine metaphysische Ebene, die wir in unserer Philosophie in den letzten Jahrhunderten ganz ausgeschaltet haben. Das macht den Dialog schwer und bringt immer wieder Missverständnisse (...) mit sich."
Werner Heidenreich (*1957) interessierte sich bereits als Schüler für philosophische und religiöse Themen. Im Alter von 15 Jahren war er fasziniert von der buddhistischen Lehre, die er nur unvollständig aus Schulbüchern und Lexika kannte. Er begann als Autodidakt zu meditieren und buddhistischen Gleichmut zu üben. Im Alter von 20 Jahren beschäftigte er sich mit der Philosophie des Daoismus und erlernte Tai Chi Chuan, das er mit Unterbrechungen über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren praktizierte. In dieser Zeit beschäftigte er sich außerdem mit christlicher Mystik, besuchte dazu Schulungen und kirchliche Gruppen, ohne aber einen tieferen persönlichen Zugang zu diesem Weg der Kontemplation zu finden.
1989 begann Werner Heidenreich, seine spirituelle Suche auf den Zen-Buddhismus und die Zen- Meditation zu konzentrieren. Sie entwickelte sich rasch zu einer intensiven Praxis, die sich später auf die Vipassana-Meditation ausweitete und mit häufigen wochenlangen Aufenthalten in Meditationszentren und Gemeinschaften in Frankreich und Deutschland verbunden war. Er praktizierte japanisches Soto-Zen über die AZI Taisen Deshimaru, koreanisches Rinzai-Zen über die Kwan Um Schule und seit einigen Jahren mit dem vietnamesischen Zen-Meister Thich Nhat Hanh, dessen Laienorden "Intersein" er 1996 beitrat.
In Thich Nhat Hanh fand Werner Heidenreich den buddhistischen Lehrer, der die Brücke zwischen Meditationspraxis und Alltag schlug. Bei ihm gibt es keine Auszeit, jeder Moment ist Praxiszeit. Und Thich Nhat Hanh lehrt auch, wie dies in unserer hektischen Zeit zu schaffen ist. Spirituelle Praxis braucht nicht weltabgewandt und unpolitisch sein. Im Gegenteil, sie wird, wenn sie im Alltag verankert ist, fast automatisch auch aktiv. Allerdings auf eine ganz andere Art, als wie wir üblicherweise "aktiv-sein" verstehen.
Viele Methoden des "Inner Management", der modernen Personalführung und Firmenkultur, sowie heutige Vertriebs- und Verkaufsstrategien erschienen Werner Heidenreich verwandt mit buddhistischer Praxis, geht es doch immer um die konstruktive Umgangsweise mit destruktiven Befindlichkeiten, Achtsamkeit für Kunden und Mitarbeiter und um die persönliche Präsenz im Augenblick.
Werner Heidenreich arbeitete 2 Jahre lang in leitender Position in der Industrie und leitete danach 8 Jahre lang mit einem Geschäftspartner als selbständiger Möbelhändler ein Einzelhandelsgeschäft für biologische Möbel und Bettwaren.
1996 gründete er den "StadtRaum Köln" als offenes spirituelles Zentrum, das die Möglichkeit bietet, mitten in der Stadt, in unserem alltäglichen Umfeld, zu praktizieren, und dies mit Unterstützung von anderen. Das breite spirituelle Spektrum an Meditationsgruppen, Kursen, Vorträgen und Wochenendseminaren des insgesamt ca. 700 qm großen Zentrums bietet interessierten Menschen ein umfangreiches Programm.
Zen.de: Herr Heidenreich, wann haben Sie begonnen, Zen zu praktizieren, und wie waren ihre ersten Erfahrungen?
W. Heidenreich: Meine erste Erfahrung mit Zazen machte ich im "Dojo" eines Kölner Zen-Kreises, zuvor hatte ich nach Anleitung von Büchern allein meditiert. Nach einer ersten kurzen Einführung saß ich beim ersten Mal zweimal 45 Minuten. Als ich die ersten 45 Minuten in der Gruppe vor der Wand saß und mit mir selbst konfrontiert wurde, habe ich gespürt: Das ist mein Weg! Ich fuhr die nächsten Wochen und Monate regelmäßig in das Dojo und erlebte die Ruhe jedesmal wie einen feuchten, kühlen Lappen, den man mir auf meine heiße Stirn legte - ich befand mich zu der Zeit in einer sehr stressigen Lebenssituation. Diese geistige Entspannung, diese fühlbare Ruhe war für mich fast so etwas wie ein Kick: Endlich Ruhe im absoluten Sinne, keine ruhigen Bilder oder ruhige Musik, schlicht Ruhe!
Ich hatte sehr schnell das "Entkoppeln" verstanden, indem ich erkannt hatte, da sind zwar die Gedanken und Gefühle, ich folge ihnen aber nicht. Ich kehrte immer wieder zurück zu meinem Atem. Während der ersten 45 Minuten in der Meditation war ich entweder schläfrig oder aufgedreht und hatte zu viele Gedanken, aber während der zweiten 45 Minuten entstand regelmäßig Entspannung. Ich meditierte täglich zu Hause, fuhr dreimal in der Woche in das Zentrum und kam dadurch schon bald zum Kern der Übung, nämlich den Geist zu beruhigen. Spirituelle Theorien und Fragen traten damals für mich in den Hintergrund, die Praxis zählte.
Mittlerweile sind es zehn Jahre, seitdem ich meditiere. Ich habe in dieser Zeit diverse Sesshins und Seminare besucht, Zen-Schulen gewechselt, erst japanisches, dann koreanisches, später vietnamesisches Zen praktiziert. Viele Meister, Mönche und Nonnen habe ich persönlich kennengelernt. Es waren viele Kontakte und Begegnungen, die mich auf diesem Weg weitergeführt, mir die spirituelle Praxis nähergebracht haben.
Werner Heidenreich gibt Kurse, Vorträge, Beratungen und Trainings.
Nähere Infos unter {a
http://www.w-heidenreich.de}www.w-heidenreich.de{/a} und {a
http://www.stadtraum.de}Stadt Raum Köln{/a}