Die folgenden Fragen und ihre Antworten beruhen hauptsächlich auf Aussagen von Taisen Deshimaru und Daisetz T. Suzuki, zwei anerkannten und bedeutenden Meistern, die die Zen-Lehre in der westlichen Welt verbreiteten. Tipps zu weiterführender Literatur bietet Ihnen unsere Tipps-Rubrik Bücher.

1. Was bedeuten Zen und Zazen?

Deshimaru sagt, das Geheimnis des Zen bestehe darin, in einer Haltung tiefer Konzentration einfach zu sitzen, ohne Ziel und ohne Streben nach Nutzen. "Dieses derart uninteressierte Sitzen nennt man 'zazen', wobei 'za' 'sitzen' und 'zen' 'Meditation, Konzentration, Versenkung' bedeutet. Die Haltung, die Essenz des Zen, wird in einem 'dojo', dem 'Ort der Übung des Weges', gelehrt. Das ist die Aufgabe eines Meisters. Die Ausübung des Zazen hat eine sehr positive Wirkung auf Körper und Geist. Sie führt beide zurück in ihren normalen Zustand."

Weiterhin betont er, dass man Zen weder in Begriffe zwängen noch durch den Verstand wiedergeben könne. "Man muss es vielmehr ausüben: Zen ist ganz wesentlich eine Erfahrung. 'Hier und Jetzt' ist der Schlüsselbegriff überhaupt: das Wichtigste ist die Gegenwart. Die meisten unter uns haben die Neigung, ängstlich an die Vergangenheit oder die Zukunft zu denken. Sich hier und jetzt konzentrieren - das ist es, was Zen uns zu lehren hat." (Deshimaru, "Za-Zen, die Praxis des Zen")


Suzuki äußert sich über das Wesen des Zen in seinem Buch "Die große Befreiung" wie folgt: "Zen ist ausdrücklich kein System, das sich auf Logik und Analyse gründet. Es gibt weder heilige Bücher noch dogmatische Lehrsätze, noch irgendwelche symbolische Formeln, die das Wesen des Zen zugänglich machen könnten. Was immer für Lehren es im Zen gibt, sie kommen aus dem eigenen Inneren jedes einzelnen. Wir selbst sind unsere Lehrer; Zen weist nur den Weg."



2. Wie praktiziert man Zazen?

"Während man übt, darf man nichts erreichen wollen, was es auch sei." sagt Deshimaru. "Ohne Zweckgerichtetheit ist es allein Konzentration auf die Haltung von Körper und Geist und die Atmung." Man sitzt auf einem runden Kissen, dem 'Zafu', und kreuzt die Beine in der Lotus- oder Halblotusstellung. Wichtig ist, dass man die Knie fest auf den Boden drückt. Der Rücken ist gerade, die Wirbelsäule gut gewölbt. Das Kinn wird zurückgezogen, der Nacken gut gestreckt. Die nach oben gewendeten Handflächen werden an den Unterbauch gelegt. Die Daumen berühren sich mit den Spitzen. Die Schultern fallen natürlich nach unten, und der Blick richtet sich etwa einen Meter vor dem Körper auf den Boden. "In Wirklichkeit geht er nach innen."

Die Atmung spielt beim Zazen eine ganz entscheidende Rolle. "Wenn man sich auf ein geschmeidiges, langes und tiefes Ausatmen konzentriert und die Aufmerksamkeit auf die Haltung lenkt, geschieht das Einatmen auf ganz natürliche Weise. Dieses Atmen ist das 'Om', die Quelle allen Lebens. Die Übung des richtigen Atmens erlaubt es, alle nervlichen Belastungen auszugleichen, Instinkte und Leidenschaften zu meistern und die geistige Aktivität zu kontrollieren."


Zur Haltung des Geistes sagt Deshimaru: "Beim Sitzen in Zazen lässt man die Bilder, die Gedanken und alle geistigen Gebilde, die aus dem Unbewussten auftauchen, vorbeiziehen wie Wolken am Himmel - ohne sich ihnen zu widersetzen, ohne sich an sie zu klammern. So gelangt man zum tiefen Unbewussten, das ohne Gedanken ist, jenseits allen Denkens ('hishiryo'), wahre Reinheit." (Deshimaru, Quelle s.o.)



3. Kann ich Zazen auch alleine üben?

Dazu sagt Deshimaru: "Die anderen sind nicht wichtig. Du bist allein mit dir selbst. Aber du darfst die anderen nicht stören." Weiter sagt er: "Ihr könnt nicht nur allein in Eurer Wohnung Zazen üben. Was im 'Dojo' zählt, ist die Atmosphäre, die durch die wechselseitige Abhängigkeit aller Übenden geschaffen wird. Auf unbewusste Weise beeinflussen sich alle gegenseitig." (Deshimaru, Quelle s.o.)


4. Kann man irgendwann beim Zazen die Gedanken anhalten?

Deshimaru antwortet: "Das geschieht automatisch, ohne dass man sich dessen bewusst wird. Man darf die Gedanken nicht anhalten wollen, denn auch das ist Denken. Konzentriert euch auf die Körperhaltung, (...) auf die Atmung. Wenn ihr vollkommen hierauf konzentriert seid, vergesst ihr den Rest und all eure Gedanken. Lasst das Unbewusste arbeiten - das ist wahre Meditation." (Deshimaru, Quelle s.o.)


5. Wie erlangt man durch Zazen Erleuchtung ("Satori")?

Suzuki versucht im siebten Kapitel seines Buches "Die große Befreiung" eine Definition des Begriffes "Satori": "Das Ziel der Zen-Übungen ist das Erreichen eines neuen Blickpunktes für die Einsicht in das Wesen der Welt. Satori mag definiert werden als intuitive Innenschau, im Gegensatz zu intellektuellem und logischem Verstehen. Wie auch die Definition lauten mag, Satori bedeutet die Enthüllung einer neuen Welt, die im Wirrsal des dualistisch gebundenen Geistes unerkannt bleibt."

"Man darf das 'Satori' nicht wollen und es nicht suchen." sagt Deshimaru. "Wenn unser Leben voll ist von Leidenschaften und Wünschen, wenn es verkompliziert ist, müssen wir Zazen üben, um zum normalen Zustand zurückzukehren. Zazen selbst ist Satori. Die Rückkehr zum normalen Zustand geschieht durch eine gute Haltung, die korrekte Atmung und Stille." (Deshimaru, Quelle s.o.)


C.G. Jung schreibt in seinem Geleitwort zu Suzukis Werk "Die große Befreiung": "Wenn man die Zen-Texte aufmerksam liest, so kommt man wohl nicht um den Eindruck herum, dass es sich, bei all der Bizarrerie, im Satori um ein 'natürliches Geschehen' handelt, ja sogar um etwas dermaßen Einfaches, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, und wenn man es erklären will, immer gerade das sagt, was den anderen in die größte Verwirrung stürzt." Diese Erkenntnis des westlichen Wissenschaftlers C.G. Jung mag die obigen Aussagen der beiden Zen-Meister noch bekräftigen.



6. Was bedeutet Zen konkret im Alltag?
"Sich auf das konzentrieren, was man hier und jetzt tut, völlig aufmerksam in der gegenwärtigen Handlung sein." antwortet Deshimaru. "Wenn der Zen-Mönch in den japanischen Tempeln ein Bad nimmt, verneigt er sich zunächst vor der Buddhastatue, dann vor dem Badewasser. Wenn ihr nicht Mönch seid, braucht ihr das nicht so zu machen. Aber ihr müsst euch auf jede Handlung des täglichen Lebens konzentrieren. Wenn ihr esst, sprecht nicht, seht nicht fern, lest nicht Zeitung! Wer beim Essen redet, ist nicht konzentriert." (Deshimaru, Quelle s.o.)


7. Wie lässt sich Zazen mit der unruhigen westlichen Lebensweise vereinbaren?
"Gerade deshalb, weil euer Leben unruhig ist, wird die Zazenübung für euch die größte Wohltat sein. Ihr werdet das, was ihr zu tun habt, viel besser tun, weil ihr konzentriert seid. Ihr werdet euer Leben mit anderen Augen sehen. (...) Der Erwachsene jagt den Freuden nach, dem Geld, der Macht, den Auszeichnungen. An dem Tag, da er versucht, in sich selbst hineinzublicken, beginnt er, ein geistiges Wesen zu werden. Das ist keine Flucht, sondern ein äußerst realistischer Schritt." (Deshimaru, Quelle s.o.)


8. Sind die anderen Religionen mit Zen vereinbar?
Dazu sagt Deshimaru kurz und knapp: "Sicher. Zen steht jenseits aller Religionen. Alle kommen zur Zazenübung, Christen wie Nichtchristen, und auch Priester und Nonnen..." (Deshimaru, Quelle s.o.)
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